Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Stakeholder Management und Stakeholder Management?
Nein nein, das war kein Tippfehler. Es gibt da schon einen entscheidenden Unterschied.
Stakeholder Management – das gehört als ein Schritt zum Projektmanagement dazu. Das ist irgendwie schon klar. Und so überlegen wir uns als Projektmanager zu Beginn eines Projektes, wer eigentlich beteiligt ist an unserem Projekt. Und wer betroffen ist. Wir machen das vielleicht sogar im Team. Wer hat welches Interesse, auf wen müssen wir achten. Und dann legen wir die Liste erstmal beiseite – wir haben schließlich noch ziemlich viele andere Sorgen.
Und hier kommt Stakeholder Management ins Spiel. Wir legen die Liste eben nicht beiseite. Wie sieht sie eigentlich genau aus? Haben wir alle notwendigen Faktoren berücksichtigt? Um unser Projekt zum Erfolg zu machen, ist es wichtig, dass alle an einem Strang ziehen. Aber die Stakeholder haben normalerweise ganz unterschiedliche Interessen – und oft, Überraschung, steht da das Gelingen des Projektes gar nicht an erster Stelle. Was sind also die 3 Schritte für mehr Erfolg im Stakeholder Management?
Um hier weiterzukommen zunächst ein kurzer Blick auf die folgende Situation
Du bist Projektleiter eines mittelgroßen Projektes in einem Unternehmen in der Pharmaindustrie: Es geht um die Erweiterung der Wirkstoffproduktion – die Nachfrage nach allwell forte ist weltweit stark gestiegen. Wer sind hier deine Stakeholder, was haben sie für Interessen?
Der Auftraggeber: “Baut mir so schnell wie möglich die Wirkstoffproduktion aus. Die Leute kaufen sonst einfach was anderes”
Die Betriebsleiterin: “Ist ja schön, dass ihr hier erweitern wollt, aber wir können auf keinen Fall die bestehende Anlage runterfahren. Ich halte sowieso nichts von der Erweiterung, mit welchem Personal sollen wir denn hier noch mehr Anlagen betreiben?
Die Nachbarn: “Das bedeutet eh wieder mehr Lärm, wir werden uns mit der Interessensgemeinschaft den Bauantrag erstmal sehr genau ansehen…”
Der Projektingenieur: “Ich will nicht wieder so mit Arbeit überhäuft werden wir beim letzten Mal. Ich hab grad das zweite Kind gekriegt, ich brauche mehr Planbarkeit.”
Die Bauleiterin: “Nicht schon wieder mit dem Rohrleitungsplaner!”
Der Lenkungsauschuss: “So wie Sie da die Kosten geschätzt haben, kann das nicht bleiben. Gehen Sie nochmal ein bisschen runter mit den Engineering-Kosten.”
Du selbst: “Ich will das Projekt einfach sauber abliefern. Und keine allzu großen Konflikte.”
Wie du siehst, in diesem Beispiel hat keiner außer dir hat den Projekterfolg an sich als oberstes Ziel. Vielleicht noch der Vorstand…aber sonst?
Klar, das ist hier etwas plakativ dargestellt, aber diese (und noch viel mehr) Interessen unter einen Hut zu bringen, darum geht es im Stakeholder Management. Und zwar über den gesamten Verlauf des Projektes, nicht nur einmal am Anfang. Denn Interessen ändern sich ja auch schonmal..
Wie gehst du jetzt also vor? Das habe ich dir in den nächsten 3 Stakeholder Management Schritten zusammengefasst:
Schritt 1 für mehr Erfolg im Stakeholder Management: Mache eine Stakeholder Analyse
Die Stakeholder Analyse zeigt, welche Personen den Change beeinflussen oder von ihm betroffen sind. Diese Personen musst du zunächst mal definieren.
Stakeholder können intern oder extern sein. Nicht nur Leute, die im Projekt sind sondern auch außerhalb. Dein Chef, deine Mitarbeiter, der Betriebsrat. Oder auch die Kunden, die Konkurrenz, die Nachbarn.
Identifiziere deine Stakeholder mit folgenden Fragen:
- Wer ist offiziell am Projekt beteiligt?
- Wer ist davon betroffen?
- Wer zieht vielleicht im Hintergrund die Fäden?
- Wer behindert oder unterstützt dich? Oder anders gesagt: Kennst du schon Gegner oder rennst du irgendwo offene Türen ein?
- Welche Ziele haben die Stakeholder? Inhaltlich aber auch persönlich?
- Was gibt es für typische Verhaltensweisen?
Diese Anlayse sollte möglichst vollständig sein. Denn wenn du hier jemand wichtiges vergisst, ob Einzelperson oder Gruppe, dann stehst du hinterher vielleicht vor Problemen.
Generell bietet es sich an, sowas nicht alleine zu machen, sondern in einer Gruppe, vielleicht im Projekt oder Planungsteam, als Workshop.
Das Ergebnis ist eine Stakeholder Map: Sie kann z.B. so aussehen
Ok, das hätten wir: Und soweit kommen viele auch in ihrem Stakeholder Management. Das Problem ist, das ist nur der erste Schritt. Auch wenn du diese Liste jetzt gerne zur Seite legen würdest, weil du noch 1000 andere Dinge zu tun hast – tu es nicht. Das war erst der erste Schritt.
Schritt 2 für mehr Erfolg im Stakeholder Management:
Teile die Stakeholder in ein Raster ein
Und zwar nach Interesse und nach Einfluss. Dein Ziel sollte es sein, mit geeigneten Maßnahmen die Leute von links nach rechts zu bewegen. Vor allem die mit viel Einfluss. Gegner zumindest zu Achselzuckern machen und Achselzucker zu Befürwortern. Und wie machst du das?
Schritt 3 für mehr Erfolg im Stakeholder Management: Verstehen – Kommunizieren – Einbinden
Verstehen
Verstehen bedeutet, sich Zeit nehmen. Auch wenn du eigentlich keine hast, nimm sie dir, um deine Stakeholder, vor allem die kritischen, zu verstehen. Das ist gut investierte Zeit!
Warum sind sie gegen dein Projekt? Warum passt es nicht zu ihren Wünschen, Bedürfnissen? Was würdest du an ihrer Stelle davon halten?
Wenn du Interesse zeigst, Vorbehalte ernst nimmst und sie zu verstehen versuchst, ist das oft schon die halbe Miete für ein vertrauensvolles Verhältnis – und damit für ein erfolgreicheres Projekt.
Kommunizieren
Jetzt kannst du auch zielsicherer kommunizieren. Du kennst den Stakeholder (im besten Fall) und hast dich mit ihm beschäftigt. Vielleicht hast du ihn sogar gefragt, welche Art der Kommunikation er sich vorstellt. Finde individuelle Wege der Kommunikation für die verschiedenen Stakeholder und Stakeholdergruppen.
Einbinden
Und, deine Devise bei der Kommunikation sollte sein: Einbinden statt beschallen. Informiere nicht ausschließlich, sondern hol dir aktiv Rückmeldungen und Feedback ein. Halte die Stakeholder engagiert und gib ihnen die Möglichkeit, mitzugestalten und zu beraten. Natürlich kannst du nicht vor jeder Entscheidung von jedem eine Meinung einholen, aber du wirst immer Wege finden, wie du dir die Expertise deiner Stakeholder zunutze machen kannst und sie dadurch gleichzeitig aktiv ins Projektgeschehen einbinden kannst.
Aktives Stakeholder Management ist immens wichtig, denn Projekte scheitern eben nicht zuletzt an Menschen! Im Gegenteil…
Probier es doch mal mit diesen Schritten aus!
Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Spaß beim Management deiner Stakeholder!
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